2. Konstruktion

2.4.6 Vertikale Dehnungsfugen

Vertikale Dehnungsfugen
Die Lage der vertikalen Dehnungsfugen richtet sich sowohl nach der Witterungsbeanspruchung (Temperatur, Niederschlag) als auch nach den möglichen Formänderungen des Verblendschalenmauerwerks. Vertikale Dehnungsfugen sollten grundsätzlich nach einem festen Prinzip (siehe rechte Grafik) angeordnet werden. Da die witterungsbedingten Verformungen der Westwand am größten, die der Nordwand am kleinsten sind, gewährleistet die in der Grafik schematisch dargestellte Dehnungsfugenanordnung für die Westwand die größte und für die Nordwand die kleinste Verformungsmöglichkeit. Die Werte sind durch Erfahrungen sowie durch theoretische und experimentelle Untersuchungen abgesichert. Sie beziehen sich auf die Formänderungswerte der DIN EN 1996 (EC 6). Dehnungsfugen bieten zudem einen kreativen Gestaltungsspielraum in der Ausführung (z. B. mäanderförmige Ausbildung).

Außenschalen (Verblendschalen), empfohlene Abstände vertikaler Dehnungsfugen, DIN EN 1996, Eurocode 6

Mauerwerk ausDehnungsfugenabstand
Kalksandstein, Porenbetonstein, Betonstein6 bis 8 m
Leichtbetonstein4 bis 6 m
Mauerziegel¹8 bis 12 m
 

¹ kleinere Werte bei höherem irreversiblen Quellen

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Außenschalen (Verblendschalen), vorzugsweise Anordnung von Dehnungsfugen, DIN EN 1996, Eurocode 6

Außenschalen (Verblendschalen), vorzugsweise Anordnung von Dehnungsfugen, DIN EN 1996, Eurocode 6

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Ausführungsbeispiel

Ausführungsbeispiel

Wenn die Anordnung der Dehnungsfugen in den Eckbereichen aus architektonischen Gründen nicht erwünscht ist, so können diese auch im halben Dehnungsfugenabstand beidseits der Gebäudeecke vorgesehen werden (Bild 1). Da Dehnungsfugen freie Wandränder darstellen, sind an diesen beidseitig drei zusätzliche Anker je laufendem Meter Randlänge anzuordnen (Bild 1). Erhöhte Rissgefahr besteht i. d. R. im Brüstungsbereich der Außenschalen, bedingt durch höhere Zugspannungen infolge Abkühlung und Schwinden im Bereich der Brüstung und Kerbspannungen in den Brüstungsecken, sowie vertikalen Formänderungsunterschieden zwischen Brüstung und angrenzendem Mauerwerk. Brüstungsrisse lassen sich durch einseitige oder zweiseitige Anordnung von Dehnungsfugen (Bild 2) vermeiden. Anstelle der Dehnungsfugen kann auch eine konstruktive Bewehrung im oberen Brüstungsbereich angeordnet werden, um breitere schädliche Risse zu vermeiden (Bild 3).

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Konstruktionen von Dehnungsfugen

Konstruktionen von Dehnungsfugen

Fritz-Höger-Preis 2014, Kindertagessätte UKM , BURHOFF und BURHOFF Architekten BDA
© Roland Borgmann

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Vertikale Dehnungsfuge im Eckbereich (links), Vertikale Dehnungsfuge (rechts) Fritz-Höger-Preis 2014, Kindertagessätte UKM , BURHOFF und BURHOFF Architekten BDA © Roland Borgmann

Mögliche Anordnung von Dehnungsfugen: Vertikale Dehnungsfuge im Eckbereich (links), Vertikale Dehnungsfuge (rechts)
 

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